Profil
Abmelden
Weblog abonnieren
icon

 
irgendwie ist es doch mein haus. schließlich bin ich schon der viertlängste mieter hier, tausche mit der hausmeisterin die tagespresse aus, lasse mich von frau k. mit selbstgemachter marmelade überhäufen und habe den hauseigenen wäschetrockner so gut wie adoptiert.

die rentner-fraktion, die ca. 40% der mieterschaft ausmacht, hält mich für einen ordentlichen jungen. der bin ich zwar nicht, aber ich lasse sie gern in diesem glauben. eigentlich wäre ich auch gerne ein lieber junge...
bestimmt lästern die damen hinter meinem rücken über mich, aber das gehört zu deren naturell und ausserdem mach ich das ja genau so. irgendwie hat sowas auch was liebevolles. in diesem fall.

eigentlich wohne ich gerne hier. ich mag die dachfenster, die gauben mit den sonnensegeln aus jungfräulich weißen kissenbezügen und hab mich daran gewöhnt, vor den grünen fliesen im badezimmer immer besonders elend auszusehen. mittlerweile hab ich einen kühlschrank mit gefrierfach und bin stolz auf mein bett, das ich selbst gebaut hab. vieles erinnert an o., der hier ganz oft war. irgendwann wollte er mich nicht mehr. verstanden hab ich das nie so recht. vielleicht bin ich auch deshalb immer noch hier.

alles gut? fast. denn da ist die trutsche von nebenan.

meine lieblings-oma-nachbarin mit der sagenhaften 50er jahre sonnenbrillensammlung war ganz unverhofft und (leider) ziemlich unbemerkt verschieden. vorbei also die zeiten, in denen wir uns an nikolaus gegenseitig mit schoko-weihnachtsmännern beschenkten. vorbei auch die zeiten, in denen sie mich ziemlich unprofessionell observierte. wenn man durch einen türspalt schielt, sollte man es wenigstens im dunkeln tun. aber es hatte was. schon wieder liebevoll.

ich frage mich, ob sie wusste, dass o. mein geliebter war. das hätte ich gern gewusst.

und ich frage mich, was ich meinem vermieter angetan habe, dass er mich mit einem solchen nachbarn strafen musste. männer-liebend. es gibt also eine gemeinsamkeit. man(n) spürt das ja.

neben mir wohnt das menschgewordene klischee. plüschige teppichböden, federboa und schlechte luft. immer schön 2x abschließen, wenn man das haus verlässt. nie ohne jacke rausgehen. opernmusik, "legt-doch-bitte-ab"-sager, wenn besuch kommt. ein kränklicher vermieter-verklager.

zaghafte annäherungsversuche hab' ich abgeblockt. wer bommeln an den schuhen trägt, mit dem kann ich einfach nicht. tut mir leid. es reicht, wenn ich die bommeln jeden tag vor seiner tür stehen sehen muss. schließlich will der teppich ja geschont werden.
aber wer fragt mich, ob ich den anblick ausgetretener bommel-schuhe ertragen kann?

bei abwesenheit stehen die birkenstock-sandalen dort, wo sonst die bommeln stehen. ich frage mich, was schlimmer ist.
neulich gab es bei woolworth einen schuhschrank. wie befürchtet ist dieses angebot wohl seiner aufmerksamkeit entgangen.

sei's drum. leben und leben lassen.und dennoch strapaziert diese person mein nervenkostüm immer und immer wieder. sonst ganz frau, schafft er es seit jahren nicht, türklinken zu benutzen.
auf dem dachboden mutiert er zum trampel. zumindest hab' ich den eindruck, dass meine lampen in solchen situationen "aua" schreien.

ich hab mich daran gewöhnt. inzwischen. bis gestern. ich hatte besuch und es ist etwas später geworden. sicher war auch die musik ein wenig laut. im vergleich zu den arien, die ich oft über mich ergehen lassen, aber bestimmt noch harmlos.
irgendwann klingelt es sturm und klopft an meine tür... ich ahne schlimmes. ich mache die tür auf und blicke auf boxer-shorts mit schweinchen drauf. aha. im umdrehen zischt er nur "gute nacht".
sonst nichts. auch eine art? keine art!!!

bei obi gibt es besenstiele im sonderangebot. ich werde da wohl mal vorbei schauen. schließlich will ich für die nächste opern-cd gewappnet sein.

im moment stehen die birkenstock-sandalen vor seiner tür. eigentlich doch kein so schlechter anblick.
brigitte meinte am 24. Jul, 22:24:
interessant
viel spass hier :-)! 
 

twoday.net AGB

xml version of this page

powered by Antville powered by Helma